ProSEeG – Modellprojekt für verbesserte Reha nach Endoprothetik in der Lahntalklinik abgeschlossen

Erwerbstätige Menschen nach einem Hüft- oder Kniegelenkersatz schneller und belastbarer in ihren Beruf zurückzuführen – das war die Leitfrage für das Modellprojekt ProSEeG – eine Kooperation der Lahntalklinik Bad Ems, der Deutschen Sporthochschule Köln und der Deutschen Rentenversicherung Rheinland. Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ und wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Ziel des Programms ist es, innovative Leistungen und Maßnahmen zu entwickeln, welche die Erwerbsfähigkeit von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen stärken und die Zusammenarbeit der Akteure in der Rehabilitation verbessern.

Warum ProSEeG entwickelt wurde

Mit 190.708 Knie- und 218.708 Hüftimplantationen bzw. Folgeeingriffen wurde in 2024 ein neuer Höchststand in der endoprothetischen Versorgung erreicht. Arthrose nimmt in OECD-Ländern im mittleren Alter zu: Osteoarthritis (die Hauptindikation für Hüftprothesen, sie macht 90 bis 95 Prozent der Fälle aus) betrifft zunehmend Menschen unter 65 Jahre. Inzwischen entfallen über die Hälfte aller Fälle auf diese Altersgruppe.1 Jüngere Betroffene akzeptieren zudem Schmerzen und Mobilitätseinschränkungen weniger und streben häufiger eine Operation an, um ihren aktiven Lebensstil sowie ihre Erwerbsfähigkeit beizubehalten.  Zudem hat die Behandlungsqualität von Hüft- und Kniegelenkersatz-Operationen in Deutschland ebenfalls ein hohes Niveau erreicht und die frühzeitige Intervention wird auch aus gesundheitsökonomischer Sicht als sinnvoll erachtet.

Gleichzeitig werden Patientinnen und Patienten heute früher aus dem Akutkrankenhaus entlassen. Dadurch kommen sie oft mit größeren Bewegungseinschränkungen, höherem Bedarf an Wundversorgung, komplexeren Schmerzlagen und ohne ausreichende Vorbereitung in die Reha.

Vor diesem Hintergrund entwickelte die Projektgruppe – bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Lahntalklinik, der Deutschen Rentenversicherung Rheinland und der Deutschen Sporthochschule Köln – die „Innovative Prozesskette zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit nach endoprothetischem Gelenkersatz“ – kurz ProSEeG. Ziel ist es, Schnittstellen zu optimieren, den Behandlungsverlauf klarer zu strukturieren und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilhabe zu verbessern.

Zwei Bausteine, ein Ziel: besser vorbereitet in die Reha

Kern des Projekts ist die Erweiterung der klassischen Anschlussheilbehandlung um zwei aufeinander abgestimmte Module: ein eintägiges Vorbereitungsseminar und eine Prä-Reha, die bereits fünf bis acht Tage nach der Operation beginnt und auf die eigentliche Rehabilitation vorbereitet.

Im Vorbereitungsseminar werden organisatorische Fragen geklärt, individuelle Reha-Ziele besprochen und der Umgang mit Unterarmgehstützen geübt. Zudem lernen die Teilnehmenden die Klinik, Räumlichkeiten und Abläufe kennen – ein wichtiger Schritt, um Ängste abzubauen und realistische Erwartungen zu entwickeln.

Die einwöchige Prä-Reha ermöglicht einen sanften, individuell ausgerichteten Einstieg in die Rehabilitation. Die therapeutischen Maßnahmen umfassen unter anderem Einzeltherapien, Gangschule, Entstauung, Kälteanwendungen und Sturzprophylaxe. Ein besonderer Bestandteil ist der moderierte Austausch zwischen den Teilnehmenden, der einmal wöchentlich stattfindet und insbesondere Neuankömmlingen wertvolle Orientierung bietet. Direkt im Anschluss folgt nahtlos die klassische Rehabilitation.

Positive Resonanz aus der Praxis

Das Konzept stößt bei Rehabilitandinnen und Rehabilitanden wie auch beim therapeutischen Team auf hohe Zustimmung. Im externen E-Magazin „IN:FORM“ (Ausgabe 1/24) wurde das Modellprojekt erstmals vorgestellt – mit einem Einblick in Ziele und Struktur.

Wissenschaftlich begleitet

Begleitet und ausgewertet wird das Modellprojekt durch die Deutsche Sporthochschule Köln. Untersucht werden funktionelle Fortschritte, subjektive Gesundheitswahrnehmung sowie der Verlauf der beruflichen Wiedereingliederung. Die frühe Einbindung der Teilnehmenden – bereits vor der Operation – steht dabei im Fokus der wissenschaftlichen Fragestellungen.

Mit Abschluss der Durchführungsphase Ende November bereitet sich das Projektteam auf die umfassende Auswertung vor. Die Ergebnisse werden im Jahr 2026 erwartet.

Gemeinsame Verantwortung im Verbund

ProSEeG zeigt, wie Innovation in der Rehabilitation entstehen kann: durch interdisziplinäre Zusammenarbeit, wissenschaftliche Begleitung, klare Prozessstrukturen und engagierte Teams. Für den Klinikverbund der Deutschen Rentenversicherung Rheinland ist das Modellprojekt ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der Rehabilitation – mit dem Ziel, die Erwerbsfähigkeit zu sichern und den Weg zurück in ein selbstbestimmtes, aktives Berufsleben zu ebnen.

Weitere Informationen: www.lahntalklinik.de/reha/proseeg

1 Quellen: Endoprothesenregister (EPRD) und Weißbuch Gelenkersatz